Bewölkt aber gute Sicht
Gut erholt, aber teilweise mit Blasen und anderen Blessuren an den Füßen sind wir um 7 Uhr zum Frühstück.
Um 8:30 Uhr waren wir dann fertig bepackt und sind Richtung Dreiländerspitze losgezogen. Angenehm mit leichterem Rucksack unterwegs sein zu können, da wir ja noch eine weitere Nacht auf der Wiesbadener Hütte verbringen werden.
Die Täler – und somit Zustiege zu den Bergen – in der Silvretta sind dafür bekannt eher leicht anzusteigen und erst am Schluss steil zu werden. Also ging es auch für uns mit moderater Steigung immer weiter taleinwärts. Leider war das Wetter eher so stark bewölkt, dass wir die Sonne nur erahnen konnten. „Dank“ des warmen Winters, wars trotzdem nicht kalt.
Auf dem Hochweg identifizierten wir irgendwann die Dreiländerspitze. Ganz schön spitz und da queren gerade zwei Leute unterhalb des Gipfels das Schneefeld. Das sieht steil aus. Aber irgendwie dachte ich mir auch „ob man da mit Skiern abfahren kann? Könnte möglich sein und wäre schon sau cool“. Wir konnten nicht erkennen, ob die zwei ihre Skier noch an den Füßen hatten oder bereits zurückgelassen haben.
Nach ungefähr zwei Stunden erreichten wir die ca. 3 km entfernte Obere Ochsenscharte unterhalb der Dreiländerspitze. Falls wir später noch Lust haben, würden wir hier ins nächste Tal ein Stück abfahren und dann über den Ochsenkopf zurück zur Hütte. Aber die Entscheidung mussten wir ja nicht jetzt fällen, also freuten wir uns erstmal auf den ersten Gipfel – der sah ja schon herausfordernd genug aus.
Aufstieg Richtung Gipfel
Jetzt ging es also in Richtung des steileren Zustiegs bis es nur noch im Fels endet. Mit jedem Höhenmeter wurde es etwas steiler. Jetzt sahen wir auch, dass die beiden vor uns ihre Skier kurz vor der Querung abgestellt haben. Wenige Meter vor den Skiern habe ich (und Luna, die direkt hinter mir war), dann aufgegeben. Es war sehr harschig, der Hang steil. Eigentlich ein Fall für die Harscheisen (quasi Steigeisen für Ski). Aber wegen 3 Höhenmetern… Nee.
Nachdem bei den Bedingungen das Abfahren auch keinen Spaß macht, habe ich mich – entgegen der Entscheidung von Thorsten, der schon mit Skiern gequert ist – entschlossen dieses steile Stück nicht abzufahren und die Skier einfach dort zu lassen wo ich gerade stehe. Also Skier abgeschnallt, in den Schnee gesteckt und zu Fuß hoch und zu Thorsten gequert.
Er unterhielt sich gerade mit den Zweien, die wir von unten gesehen hatten. Sie sind nicht bis zum Gipfel, weils da wohl eine Stelle gibt, die sie sich nicht getraut haben. Okay, das kann ja was werden.
Nunja, jetzt waren wir alle am obersten Ende des Schneefeldes und es hieß umrüsten auf Steigeisen, Pickel, Klettergurt. Thorsten hatte das Seil am Rucksack, deshalb musste er als einziger den Rucksack mitschleppen, während Luna, Meli und ich ohne Rucksack die letzten knapp 100hm laufen konnten.
Wir haben ganz schön getrödelt. Mittlerweile waren die Leute hinter uns schon am Skilager angekommen, die wir lange Zeit gar nicht gesehen haben, so weit wie die weg waren.
Nach den ersten paar Höhenmetern im Schnee-Fels Gemisch, standen wir vor dem ersten Problem. Wir liefen über den Grat und vor uns war eine Felsplatte, ca. 70° nach links abfallend mit recht schmalem Tritt auf Schnee unterhalb und oben nicht ganz so super zu greifen. Links gings runter, rechts drumrum war auch keine Option, da gings auch runter (was ein Grat nunmal so an sich hat^^).
Wir haben sehr lange überlegt. Oberhalb war ein Haken im Felsen, aber da kam man nicht ran, ohne halb über die Platte zu klettern. Jetzt hatten uns die erste Gruppe nach uns eingeholt. Thorsten stand von uns ganz vorne und musste jetzt die Entscheidung fällen: Weiter oder alle vorbeilassen. Und mit alle meine ich gefühlt einen Reisebus, bestimmt 10 Leute. Er entschied sich für ersteres und querte die Platte. Bisschen hakelig, aber eigentlich kein großes Problem. Die Gruppe folgte. Manche ohne Sicherung, manche vom Bergführer an der Leine, andere am losen Seil.
Nachdem immer mehr Leute kamen, beschlossen Luna und ich, dass wir es jetzt einfach auch zwischen den Leuten probieren wollten. Meli war sich nicht sicher und meinte wir sollen mal vor gehen, ungesichert geht sie da nicht weiter. Glücklicherweise standen wir am Grat übrigens in der Sonne, so kalt war es also nicht mehr, solange man keinen kalten Fels oder nassen Schnee angefasst hat.
Luna und ich querten ohne Probleme. Ein paar Meter weiter stand dann auch Thorsten, der etwas außer unserer Sichtweite gewartet hatte, bzw. wieder zurückgelaufen war, nachdem wir nicht kamen und sich eine Stelle zum Überholen geboten hatte.
Kurz vor dem Gipfel nochmal ein Stück abklettern und dann entschieden wir uns über das kleine Schneefeld um den Gipfel herum zu laufen und von hinten hoch zu gehen, statt vorne hoch zu klettern. Hat wunderbar geklappt und gut 1,5 Std. nachdem wir die Skier abgestellt hatten, waren wir am Gipfel der Dreiländerspitze auf 3197m.
Kaum standen wir oben, sahen wir Meli in der Schlange an Bergsteigern auf dem Grat stehen. Super, sie hat es also auch geschafft. Wie wir erfuhren, hat sie eine Gruppe einfach kurz mit ans Seil genommen, als sie an ihr vorbei sind. Gurt hatten wir ja alle an.
Premium-Abfahrt mit Überraschung
Beim Abstieg standen wir dann wieder vor der Felsplatte. Mittlerweile hatte ich so viel Vertrauen in die Steigeisen gefasst, dass ich den Zacken voll vertrauen konnte, wenn ich wirklich nur mit zwei Zacken vorne im Fels stand. Meli hatte dieses Vertrauen noch nicht. Also knotete Luna an dem Haken oberhalb der Platte eine Reepschnur fest, sodass man beim Queren sich dort gut festhalten konnte. So hat das Queren dann bei allen gut geklappt. Teamwork makes the dream work.
Die Skier hatten sich mittlerweile stark vermehrt. Es sah aus wie beim Skiverleih. Wahnsinn. Naja, nachdem wir auch eine der ersten waren, die wieder runter sind, hatten wir wenigstens noch die „unverspurteste“ Abfahrt.
Die Abfahrt war ein Absoluter Traum.
Bis wir ganz plötzlich den Pappschnee erreichten. Innerhalb weniger Meter von perfektem Pulverschnee zu super schwerem pappigen Klebschnee. Luna fuhr voraus und wurde als erstes überrascht, ich habe es mit ach und krach geschafft nicht zu stürzen. Hier konnte Meli jetzt ihre 1A-Premium-Ski-Skills auspacken und fährt einfach weiter als wärs nichts ;D Naja, seht selbst im Video:
Naja, wie ihr gemerkt habt, haben wir den Umweg zum Ochsenkopf nicht mehr gemacht. Mit dem Pappschnee war das definitiv auch die richtige Entscheidung. So waren wir allerdings schon um kurz vor 2 wieder an der Hütte.
Wir hatten außerdem die Entscheidung getroffen, dass wir auch die dritte Nacht noch auf der Wiesbadener Hütte verbringen. Zum einen, weil die Motivation den schweren Rucksack zur Silvrettahütte zu schleppen nicht allzu hoch war und zudem, weil sonst der Rückweg bis nach Galtür zum Auto extrem lang gewesen wäre (ca. 25+km). So wurde aus der Silvretta-Durchquerung also eine Silvretta-Besuch ;D
Bis morgen!