Anfahrt
Geplant war, dass wir uns um 7:30 Uhr in Garmisch treffen. Meli, Luna und Thorsten kommen nämlich aus Richtung München. Spontan gab’s jetzt morgens die erste Planänderung (was sehr sinnvoll war, ich mich nur am Vortag auch nicht drum kümmern wollte): Wir treffen uns in Lermoos, sonst fahr ich die Strecke nach GAP doppelt. 8:30 Uhr kamen wir dann dort wirklich los.
Die Drei hatten allerdings schon die nächste Planänderung auf Lager: Die Jamtalhütte hat nun doch schon offen. ABER: natürlich keine freien Plätze mehr und sie verbieten es im Winterraum zu übernachten, wenn die Hütte offen ist. Wir müssen also zur Wiesbadener Hütte und dort die erste Nacht im Winterraum verbringen und die zweite dann im Zimmer.
Start
Auf der Fahrt waren alle noch hoch motiviert und schmiedeten Pläne, welchen Berg wir denn dann noch mitnehmen könnten. Da war allen noch nicht klar, wie lang der Aufstieg zur Wiesbadener Hütte noch werden wird – zudem, dass wir erst um 11 Uhr starten werden.
Jetzt gings also los. Allerdings erstmal zum Silvretta Stausee über die Loipe. Wow, also schöner kann ne Loipe nicht liegen. Wir haben uns alle so sehr unsere Langlaufskier gewünscht… mit Tourenski war diese nur sehr leichte Steigung echt kräftezehrend und ungemütlich.
Thorsten taten schnell die Füße weh und auch ich merkte, dass ich – durch die nicht vorhandene Steigung – bei jedem Schritt ein bisschen im Schuh vor und zurück rutschte und das schon langsam zur Blase führt. Und das bei Kilometer 5. Dann irgendwann die Felle abgezogen und etwas „geskatet“. So habe ich Luna und Meli wieder eingeholt, die etwas weiter vorne waren.
Wir waren jetzt gut zwei Stunden und 6,5 km unterwegs. Auf der Karte sahen wir, dass wir gerade mal etwas mehr als die Hälfte der Strecke zum Stausee haben. Dann kommt ja noch der – eigentlich als lockere 3 Std. Tagesetappe ausgeschriebene – Hochweg zur Wiesbadener Hütte. Vor 17 Uhr, eher 18 Uhr sind wir bei dem aktuellen Tempo also nicht da. Und dann noch einen Platz im Winterraum bekommen… uff.
Getrennte Wege und eine große Überraschung
Wir machten uns Sorgen um unseren Platz im Winterraum (den man ja nicht reservieren konnte). Also beschlossen Luna, Meli und ich, dass ich vorlaufen werde und uns vier Betten sichere. Sie warten noch auf Thorsten und laufen dann weiter.
Während ich nach meiner „skating“ Etappe wieder aufgefellt hatte, hat Meli ihre Skier an den Rucksack gepackt und ist zu Fuß gelaufen. Ihre Füße taten auch schon weh. Ein Stück liefen wir gemeinsam, dann war ich mit den Skiern doch schneller und begann meinen einsamen Weg nach oben.
Endlich! Ich sah den Schlepplift, welcher oben am See steht. Das hieß, das erste Zwischenziel war endlich sichtbar. Zwischen mir und dem See lagen jetzt aber noch ca. 200 hm. Aber jetzt gings wenigstens mal richtig bergauf. Eine ganz andere Belastung für die Schuhe.
Anschließend gings am See entlang und dann ins Tal am Seeende. Unterwegs malte ich noch einen Gruß in den Schnee, in der Hoffnung, dass die drei anderen ihn auch wahrnehmen.
Im Tal war jetzt auch die Sonne weg und ich lief langsam, aber ohne Pause, weiter. Wie es doch so oft ist, sieht man die Hütte natürlich nicht schon von weitem, das heißt man muss immer mit Karte und Geländelesen erahnen, wo sie sein könnte. Und einfach weiterlaufen.
Hier im Tal auch ein toller Blick auf den Piz Buin, den höchsten Berg in der Gegend, welcher ja auch auf unserer ToDo-Liste stand. Sah gar nicht mehr so hoch aus. Aber aus Erfahrung weiß ich, wie das täuscht. Außerdem wusste ich, dass es allein von der Hütte noch gute 1000hm sind und da war ich ja noch lange nicht.
Auf dem Hochweg eine Whatsapp von Meli: Die Hütte hat wohl auch schon offen, hat ein Bergführer erzählt, der ihr entgegenkam. Naja, das hab ich einfach mal wegignoriert und bin – ihr ahnt es – weitergelaufen. Irgendwann ein Blick nach unten: Warum hängt meine Schnalle vom Schuh so komisch? Shit. Da hab ich wohl ne Schraube locker (und verloren). Naja, das sind Probleme vom Zukunfts-Nico, jetzt erstmal… weiterlaufen!
16:08 Uhr – Hütte in Sicht!
Finally. Nach knapp 5,5 Stunden und ca. 19 km war ich an der Hütte – und die lag gerade mal 900m höher als unser Auto… Das Strecke-zu-Höhenmeter-Verhältnis passt hier mal gar nicht.
Und tatsächlich: Die Hütte hat offen, aber wirklich „ungeplant“ zwei Tage vor Eröffnung. Daher hatten sie natürlich noch Platz für uns vier. Der Gastrochef erstmal etwas überfordert mit Gästen – mit mir kamen noch 4 weitere und dann gab’s natürlich Verwirrung, weil ich für vier Leute ein Zimmer wollte, aber fünf Leute in der Hütte standen und davon auch noch niemand zu mir gehörte ;D
Naja, aufs Zimmer, dort meine Brotzeit gegessen, denn ich bin ja quasi durchgelaufen. Anschließend nochmal runter und vorsichtig nach nem Inbus für meine Schuhe gefragt – der Gastochef immer noch etwas im Stress, konnte mir keine Auskunft geben, dafür brauchts den Chef und der ist gerade „irgendwo“. Ich hab beschlossen, ich komm nach dem Essen nochmal, da ist bestimmt weniger los.
Reunited
Es war mittlerweile gut eine Stunde nachdem ich angekommen war. Nach meinem letzten Sichtkontakt zu Meli, müsste das in etwa die Zeit sein, die ich Vorsprung haben müsste. Und siehe da: Meli ist auf den letzten Metern zur Hütte. Luna und Thorsten noch nicht in Sicht… hmm?
Naja, die werden schon auch gleich sichtbar sein, schließlich hat man echt erst 10 Min. bevor man da ist, die Hütte in Sicht.
Meli willkommen geheißen und dann konnten wir auch Thorsten und Luna sehen.
Jetzt wurde allerdings der Gastochef hibbelig. Während ich draußen stand und wartete um Luna und Thorsten in Empfang zu nehmen, kam er zu mir. „Ähm wir haben gesagt um 18 Uhr gibt’s Essen und 10 Min vorher sollt ihr am Tisch sein.“ Es war 17:51 Uhr. Ich meinte er könne uns das Essen einfach auf den Tisch stellen, in 5 Min. sind die beiden ja auch oben, dann essen wir halt etwas später. Nein, das geht nicht, in seiner Hütte bekommen alle gleichzeitig essen. So müssen jetzt alle (was etwa 15-20 andere Gäste waren; bei einer Hütte mit 120 Betten) auf uns warten. Uff.
Im Endeffekt waren wir um 18:05 am Tisch und er konnte mit der Suppenausgabe beginnen. Zum Glück hat er Thorsten nicht nochmal so auf die Zeiten hingewiesen wie mich. Nach so einem Kampf mit schmerzenden Füßen wäre der – wie wahrscheinlich jeder – nicht so gut gelaunt gewesen 😉
Nach leckerem Essen, waren wir dann um 20 Uhr schon allein in der Gaststube. So früh? Keiner der anderen Gästegruppen hat noch irgendwas gespielt oder sich noch unterhalten. Naja, so waren wir um kurz vor 21 Uhr schon im Bett. Kaputt genug waren wir ja. Wecker auf 6:30 Uhr und gute Nacht!
Es war viiiiiel zu warm mit die Skischuh🙈