Samstag, 07.08 – Besteigung Großvenediger

Nachdem man von der Neuen Prager Hütte nur noch etwa 3 Stunden bis zum Gipfel braucht, hatten wir es also nicht eilig und sind regulär um 7 Uhr zum Frühstück und um 7:45 Uhr losgelaufen. Nach etwa einer Dreiviertelstunde waren wir am Fuß des Gletscher angekommen und haben uns angeseilt. Wir bildeten zwei Seilschaften. Robert, Anna, Fabian, Julia und Thomas gingen voraus. Flo, Meli, ich und Amelie als zweite Seilschaft hinterher.

Am Anseilpunkt angekommen – oben sieht man schon die Gruppe die vor uns los ist
Jetzt ging es auch für uns los

Schon nach etwa einer halben Stunde sahen wir die ersten Gletscherspalten und liefen über Schneebrücken. Und kurze Zeit später: Blubb – Anna steckt bis zu den Schultern im Schnee, da hat der Rand der Schneebrücke nicht mehr gehalten, als sie draufgetreten ist. Kurze Zeit später traf es auch Fabian, das habe ich sogar direkt gesehen: Plötzlich verschwindet ein 1,90 m Mann bis zum Hals im Schnee.

Er kämpft sich wieder aus dem Loch

Er konnte sich aber selbstständig wieder befreien und wir haben dann einen großen Schritt über die kleine Spalte gemacht. So schnell kann es aber passieren, das ist uns allen dann bewusst geworden.

Höher und höher…

Langsam kamen wir immer höher und waren dann irgendwann in den Wolken. Zudem befanden wir uns zwischen zwei Bergen, das heißt es ging auch noch ein ordentlicher Wind. Richtiges Gletscherfeeling: Sicht von 15 m, windig und man stapft im Schnee herum. Nachdem die Luft an sich nicht so kalt war (ca. 10°C), war auch mir nicht kalt und es hat mir echt Spaß gemacht. Schnee ist einfach toll.

Eingeschränkte Sichtweite

Ich glaube ich war auch so ruhig und zufrieden, weil ich wusste, dass uns ein erfahrener Bergführer den Weg zeigt, denn bei der Sicht navigieren… sagen wir mal „schwierig“.

Ein Orientierungspunkt… Ich frage mich, wie man den noch sieht, wenn 10 cm mehr Schnee liegt

Für das letzte Stück zum Gipfel trafen sich dann die Wege von den zwei Aufstiegsvarianten und es war plötzlich viel los. Gerade weil überholen oder ausweichen schwierig ist, kam es öfter ins Stocken. Jetzt war es extrem windig, allerdings waren wir jetzt schon wieder fast über den Wolken, sodass wir immer mal wieder für ein paar Sekunden klaren Himmel hatten (zumindest ein Sichtfenster). Supercoole Stimmung.

Viel los am Weg zum Gipfel
Hoch über den Wolken

Mit den vielen Leuten vorher hätte ich gedacht, dass am Gipfel wahrscheinlich echt viel los ist. Tatsächlich waren aber nur zwei andere Seilschaften oben, sodass wir direkt zum Kreuz konnten und Fotos gemacht haben.

Die Menschenmenge hielt sich in Grenzen
Gipfel des Großvenediger 3666 m

Nachdem es aber nicht so gemütlich war und auch die Aussicht nur mal für ein paar Sekunden partiell gut, haben wir uns wieder angeseilt und sind zurück Richtung Hütte aufgebrochen.

Eine größere Gletscherspalte auf dem Runterweg

Kurz bevor wir den Gletscher verlassen sind wir dann nochmal direkt zu einer großen Gletscherspalte, um dort das Fallen und Fangen realistisch üben zu können. Wir bauten also einen Stand (Mit Totem Mann bzw. Eisschraube) als Backupsicherung und einer von zwei Personen lief dann einfach über den Spaltenrand und „stürzte“ hinab. Der andere versuchte zu halten.

Flo hängt in der Gletscherspalte und wartet wieder hochgezogen zu werden

Fazit: Ohne Bremsknoten im Seil hat man fast keine Chance jemanden zu halten, obwohl ich schwerer bin als Meli, habe ich sie nicht halten können. Aber auch mit Bremsknoten ist es extrem schwer (bzw. auch reines Glück in meinen Augen), denn nur wenn das Seil zwischen den Personen schon vorher auf Spannung und man auf den Sturz gefasst war, ging es manchmal gut. In der Realität schätze ich die Chance da als sehr gering ein. Daher also immer mindestens zu dritt, besser zu viert oder fünft in einer Seilschaft.

Nachdem wir uns jetzt auch einigermaßen kannten, hatten wir alle auch unseren Spaß bei den Rettungsübungen 😉

Gegen 16:30 Uhr ging es dann die letzte halbe Stunde zurück zur Hütte.

Rückweg zur Hütte

Sonntag, 08.08 – Knoten, Navigation und Abstieg

Jetzt hieß es Sachen packen und Ausrüstung wieder abgeben. Nachdem jetzt der erste Regentag war haben wir uns erstmal in die Hütte gesetzt und noch ein bisschen „Theorieunterricht“ genossen: Alpine Gefahren, „Was gehört in meinen Rucksack?“, Ausrüstungstipps…

Gegen halb 11 gings dann wieder zurück ins Tal. Flo ist in einem Affenzahn vorausgerannt. Ich habe festgestellt, dass man mit den festen Bergstiefeln nicht so gut über Felsen rennen kann, wie mit Joggingschuhen und hatte daher keine Chance mitzurennen^^ Aber auch mit Fabian, Amelie und Julia gings flott bergab. Wir wollten eigentlich einen anderen Weg als hoch nehmen, sind dann aber einmal falsch abgebogen und doch wieder auf dem ursprünglichen Weg rausgekommen.

Weihnachtliche Wegmarkierung

Unten haben wir wieder unser Gepäck aus der Materialbahn geholt, sind zur Venedigerhütte gelaufen und haben dort noch einmal gemeinsam Mittaggegessen.

Anschließend wieder mit dem Taxi runter und mit dem Auto nach Hause. Supertolle vier Tage waren damit vorbei 🙁

 

Fazit

Jetzt weiß ich, was man wirklich braucht und was nicht und werde mir nach dem aktuellen Urlaub Ausrüstung kaufen, damit Meli, Flo, Anna und ich vielleicht noch in den Sommerferien eine gemeinsame Hochtour starten können. Ich glaube damit habe ich die perfekte Art von Bergtour für mich gefunden, denn Klettern macht mich immer noch nicht an, aber Gletscher und Schnee sind einfach toll.

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