Jetzt habe ich die Sony alpha 77 Mark 2 (a77ii) nun seit fast einem Jahr und die Kamera hat mittlerweile mit mir ca. 17000 Auslösungen hinter sich. Davon dürften ca. 25% wirkliche Einzelfotos sein, der Rest sind Timelapse-Auslösungen. Da ich jetzt eine richtige Homepage habe möchte ich gerne auch mal meine Erfahrung mit der Kamera mitteilen. Davon habe ich und die Kamera ja jetzt schon reichlich gesammelt. Alles ist natülich rein subjektiv und ich werde jetzt hier sicher nicht das Pixelzählen anfangen, mir geht es nur um die Vor- und Nachteile die mir das Leben mit dieser Kamera erleichtern oder erschweren.

Bevor ich anfange solltet ihr wissen, dass die Sony keine eigentliche Spiegel“reflex“kamera ist, sondern einen halbdruchlässigen Spiegel besitzt:

das grüne in der Mitte ist der Sensor und im halbdurchlässigen Spiegel spiegelt sich das AF-System

Mehr zu der Technik habe ich auf meiner Kamera-Seite bei der a65 geschrieben. Mehr lesen…

Kommen wir nun aber endlich zum eigentlichen Thema: Der alpha 77 II.

Fangen wir mal mit den Vorteilen an.

+ Elektronischer Sucher

Da man bei einer Sony ja praktisch immer einen Live-View hat, ist dieser auch entsprechend durchdacht. Auch wenn man durch den Sucher guckt, schaut man nicht durch das Objektiv, sondern auf einen kleinen Display. Das ganze nennt sich elektronischer Sucher und der ist bei der a77ii sehr gelungen, es existiert gefühlt keine Latenz und auch die Auflösung und Helligkeit passen. Was ich sehr mag, ist dass man sich im Sucher auch eine digitale Wasserwage einblenden lassen kann und somit keine schiefen Bilder produziert 😉

schwer zu fotografieren, aber im Sucher erkennt man die Wasserwage

+ LiveView

Der LiveView alleine ist schon einen Vorteil wert. Bei der Sony sieht man auf dem Display oder im Sucher live wie sich die Helligkeit des Bildes verändert, wenn man an den Kameraparameter dreht, durch einen Druck auf die Abblende-Taste kann man auch gleich noch die Tiefenschärfe kontrollieren. Einfacher geht’s nicht!

+ Focus-Peaking und Zebra

Beides sind auch Vorteile vom LiveView: Focus-Peaking hebt beim manuellen Fokussieren die scharfen Kanten farblich hervor, so kann man viel leichter fokussieren oder im Video Fokusverläufe realisieren. Zebra ist das Hervorheben von überbelichteten Bereichen gleich im LiveView.

Focus-Peaking (gelb) und neben der Tasse das Zebra 😉

+ Handling

Wer solche großen Pranken hat wie ich kennt das Problem: oft liegen die Kameras einfach nicht gut in der Hand und man greift zu weit drumrum und stößt dann mit den Fingerkuppen schon wieder vorne an oder drückt gefühlt immer zwei Knöpfe gleichzeitig. Der Griff der a77ii ist schön groß, sodass die Kamera echt gut in der Hand liegt.

Meine Hand ist natürlich auch groß genug 😉

+ Dynamikumfang

Was man aus den RAW-Bildern alles rausholen kann ist beeindruckend. Ich denke hier spricht ein Beispiel für sich:

+ Robustheit

Wer meine Beschreibung bei „Kameras“ gelesen hat, der weiß was die a77ii in Ihrem einen Jahr schon so erleben durfte. Trotz Staub in Peru oder Schlägen in der Londoner U-Bahn hat sie nie auch nur einmal Zicken gemacht und das zeugt nach schon von Qualität. Ich meine, wer hat schon ein technisches Gerät, welches er öfter nutzt und in einem ganzen Jahr nicht einen einzigen Aussetzer hatte? Sowas ist glaube ich selten geworden. Man sieht an der Kamera eigentlich auch nahezu keine Abnutzungsspuren, außer wo sie immer an der Hüfte schleift (aufgrund des Tragens mit dem Sun-Sniper Gurt <–Link). An der Stelle ist die Gummierung schon vollständig runter, aber das stört nicht, da das eh nur unten links ist und ich da sowieso nie meine Hand habe.

nur die Ecke ist etwas abgenutzt

+ Klappdisplay

Ein Klappdisplay ist wohl der größte Vorteil gegenüber den direkten Konkurrenten aus dem Hause Canon (70D, 80D) oder Nikon (D7100). Ich würde mir niemals eine Kamera ohne Klappdisplay kaufen, er erleichtert das Fotografieren in so vielen Situationen. Ein Beispiel: Wenn ich das Stativ recht weit unten stehen habe muss ich mich nicht hinter die Kamera fast auf den Boden legen um zu sehen, ob der Bildausschnitt passt, sondern kann mich gemütlich dahinter stellen und von oben auf meinen Klappdisplay gucken. Weiterer Vorteil ist, wenn man eine Gruppenbild macht, kann man den Bildschirm so hochklappen, dass man ihn auch von vor der Kamera sieht.

dieser Klappmechanismus ist auch Hilfreich, wenn ein Stativ das einfache herunterklappen verhindert

+ Autofokus

Ein großer Vorteil der a77ii ist sicherlich ihr Autofokus, er ist extrem präzise und schnell. Wenn man mit Offenblende fotografiert kann er sogar bei 12Bildern pro Sekunde noch einen Continous-Autofokus auf allen 79 Messfeldern garantieren und das wenn das Objekt noch den Bildausschnitt ändert. Ich hab das mal getestet als meine Freundin auf mich zugerannt ist, also einmal durch den ganzen Fokusberich von unendlich bis in den Nahbereich und ich hatte bei ca. 20 Bildern nur ca. 3 unscharfe. Was die Arbeit beim späteren aussortieren natürlich erschwert 😉 Wenn man die Blende schließen möchte, dann macht die Kamera „nur“ noch 8Bilder pro Sekunde mit durchgehendem AF, auch das ist sicher noch ordentlich.

ne Menge Messfelder und eine großflächige Bildabdeckung

+ Bedienung

Da ich vor der a77ii schon die a65 hatte war ich natürlich mit der Menüführung von Sony schon vertraut und habe mich in den Mehrfunktionen der a77ii auch schnell zurecht gefunden. Auch die Anordnung der einzelnen Knopfe finde ich genau richtig, ich kann alles bedienen ohne mir die Finger verrenken zu müssen. Die Einstellrädchen rasten spürbar und sind auch leicht gummiert, was auch noch keine Abnutzungserscheinung zeigt.

 

Kommen wir jetzt zu den Neutralen Punkten: 

o Akkulaufzeit

Die Sache mit dem Ständigen LiveView hat natürlich auch einen Nachteil: die Akkulaufzeit leidet. Im Vergleich zu einer klassichen DSLR, die über 1000 Bilder mit einem Akku schafft, ist bei der a77ii nach ungefähr der Hälfte Schluss. Das reicht mir aber trotzdem locker aus z.B. um in Peru oder auch beim 24h Rennen über den Tag zu kommen. Man muss ich eventuell daran gewöhnen, die Kamera immer nach dem Foto wieder auszuschalten. Natürlich hat sie auch einen Stromspar-Modus der nach selber wählbarer Zeit aktiv wird, allerdings wird dieser nicht aktiv, wenn man „durch den Sucher guckt“. Um das „durch-den-Sucher-gucken“ zu dedektieren haben die Sonys oberhalb des Suchers einen Annäherungssensor, der leider auch aktiv wird, wenn eine Jacke/Ärmel o.ä. in die Nähe kommt (siehe Foto). Das heißt die Kamera schaltet bei mir nicht ab, wenn ich sie um die Schulter hänge habe, da ich immer mit dem Arm vorbei komme. Da bleibt nur ausschalten, was dank der schnellen Bereitschaft nach dem wiedereinschalten nicht weh tut.

o Rauschverhalten

Um jetzt wirklich darüber zu urteilen fehlt mir der Vergleich mit anderen Kameras der gleichen Preisklasse, aber ich denke die a77ii spielt da in der gleichen Liga wie die anderen auch, obwohl sie 30% des Lichtes immer dem AF-System „opfert“.

o Kein Touchscreen

Für einen Touchscreen würde sicherlich sprechen, dass es einem die Auswahl von Fokuspunkten deutlich erleichtert, allerdings hat man dann auch immer Fett und Fingerabdrücke auf dem Display, und wenn ich mir da mein Handy angucke… Ne lieber nicht 😉

 

Natürlich gibt es auch ein paar Nachteile, welche mich durchaus stören:

Automatische Auswahl des AF-Feldes

Die Qual von vielen AF-Feldern und großer Abdeckung des AF-Bereichs. Wenn man der Kamera die Auswahl der Fokusfelder überlässt, kommt es des Öfteren vor, dass sich die Kamera die falschen Felder aussucht und dann nicht das scharf ist, was ich gerne hätte. Daher betreibe ich die Kamera eigentlich immer mit der manuellen Auswahl des Fokusfeldes. Da das bei 79 Feldern ne ganz schöne Qual wäre, wenn man vom einen Eck ins andere möchte, bietet Sony die Möglichkeit immer 9 Felder zusammenzufassen, welche man dann gemeinsam verschiebt. So kommt man auch schnell vom einen Ende zum anderen, allerdings komme ich damit gleich zum zweiten eigentlich größten Nachteil der a77ii: dem Joystick.

Joystick

Mit ihm schiebt man die AF-Punkte über das Bild oder navigiert durchs Menü. Ich brauche ihn relativ viel und dafür lieftert er ein recht schlechtes Feedback, denn er „klickt“ nur gaanz sanft und zudem lässt er sich ja in alle Richtungen bewegen. Außerdem habe ich Angst, dass er irgendwann den Geist aufgibt und damit wäre dann auch die Kamera nutzlos… Hier hätte ich lieber ein normales Steuerkreuz, wie es so viele andere Hersteller machen.

der Joystick

Vorwahl, ab wann ISO erhöht wird

Die Möglichtkeit der Kamera zu sagen, bis zu welcher Belichtungszeit sie hochgehen darf, bevor sie den ISO-Wert erhöht fehlt komplett. Wirklich vermissen tue ich die Funktion nicht, da ich sie nie nutzen konnte, allerdings weiß ich, dass sie bei z. B. Nikon existiert und denke dass das schon hilfreich ist. Um bei der Sony längere Belichtungszeiten zu „erzwingen“ leg ich so das ISOmax Limit weiter runter oder stelle einfach den ISO-Wert manuell ein. Hier könnte Sony ja schon mit nem Software-Update nachbessern.

WLAN Funktionen

Ja, also „Funktionen“ ist eigentlich schon übertrieben, denn eigentlich kann das WLAN nichts, außer ein Bild ans Smartphone (dann nur als mäßig aufgelöstes JPG) zu senden. Ganz praktisch um mal schnell ein Foto per WhatsApp zu schicken, aber das wars auch schon. Ach nee, man kann sie auch mit der App auslösen, wow. Hier wünsche ich mir die Möglichkeit die Kameraparameter am Handy zu ändern um so die Kamera während einer Timelapse komplett mit dem Handy zu steuern. Die a7-Serie von Sony zeigt, dass es anders geht.

USB Tethering

Die Wahl der Kameraparameter per USB geht (wenn auch nur über Sony eigene Software), aber dann werden die Bilder immer auf den per USB angeschlossenen Gerät gespeichert und da USB natürlich um ein vielfaches langsamer ist, als der kamerainterne Speicherkartenleser geht das nicht sondernlich schnell. Ein RAW-Bild hat ca. 24MB, das dauert schon so 5-8Sekunden bis das Bild auf dem PC oder dem Smartphone ist, für Timelapse also ungeeignet. Außerdem funktioniert das am PC auch nur mit Sonys eigener Software, das heißt die schöne Tethering-Funktion von Lightroom kann man nicht nutzen.

4K Video

Sony hat mit dem letzten Firmware Update zwar den X AVCS Codec mit höherer Bitrate gebracht, aber nicht die Möglichkeit in 4K zu filmen (wofür der X AVCS Codec hauptsächlich da ist). Da das ganze sicherlich nur Marketing Hintergründe hat, finde ich das echt doof.

 

Fazit:

Ich bin mit der a77ii extrem zufrieden, die Vorteile überwiegen hier eindeutig und die meisten Nachteile sind schon sehr speziell. Und wenn sie keine Nachteile hätte, dann wäre es die perfekte Kamera und da bin ich überzeugt, dass es sowas nicht gibt. Wenn ihr Fragen habt dürft ihr sie mir gerne in den Kommentaren stellen 🙂

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4 Kommentare

  1. meine fragen:
    1- wie gut( rauschverhalten) ist die kamera bei lowlights
    2- ist sony a6500 viel besser?
    3- würde man durch adapterring( wegen a.mount-objektive an a6500), viel qualitätsverluste,bzw in autofokus und bild haben?
    danke für die antworten im voraus.

    1. 1. „wie gut“ ist immer so einen Sache… Für eine APS-C Kamera aus dem Jahr 2014 ist sie schon sehr gut, Verglichen mit Kameras aus 2019 natürlich nicht mehr so gut. ISO 1600 ist kein Problem, auch 3200, insofern die Belichtungszeit relativ gering sein kann (also nicht für Sterne…). Sowas ist immer sehr subjektiv wie ich finde…

      2. Sicherlich ist die 6500 besser, alleine schon, weil sie 2,5 Jahr jünger ist und sich in der Zeit natürlich etwas tut. Zudem ist sie kleiner und leichter. Das Rauschverhalten dürfte auch etwas besser sein, wieder die Frage nach der subjektiven Wahrnehmung und ob das in der Realität wirklich ins Gewicht fälllt.

      3. Qualitätsverluste würde ich sagen fast keine, die AF wird eventuell etwas langsamer oder pumpt das ein oder andere mal. Wobei es da sicher zu wenigen Problemen kommt, wenn man original-Sony Objektive, mit einem original-Sony Adapter an die a6500 hängt.

      1. ersteinmal vielen dank für die antworten bisher.
        1-zu den autofokus; ich finde, dass meine a77ii bei videoaufn. verdammt andauernd pumpen muss. wäre das bei a6500,a6300,oder a6400 nicht der fall,( bei gleicher
        lichtverhältnisse)??
        2- meine objektive sind nicht original, also, hätte ich bei adaptierung DOCH nachteile in AF + AF-speed?

        1. 1. also bei mir pumpt der AF im Video eigentlich nie. Ich filme mit dem Sony 18-250 oder dem Sony 16-50 f2.8. Wenn du nicht originale Objektive benutzt, kann das eventuell schon sein, dass sich die Kamera manchmal schwer tut. Wobei ich mit meinem Sigma 10-20 f3.5 bisher auch keine Probleme hatte…

          2. Das lässt sich so pauschal schwer sagen, am besten googelst du mal deine Objektiv-Kamera kombination oder du probierst natürlich einfach aus 😉

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