Erst wollten wir eine Stunde früher aufstehen, sodass wir schon um halb 8 los kommen, da wir aber alle so fertig waren, haben wir uns doch auf 8 Uhr loslaufen geeinigt. An sich hielten sich die Schmerzen des Vortags erstmal sehr in Grenzen, lediglich die blauen Flecken vom Hüftgurt hab ich etwas gemerkt. So sind wir also um 8 Uhr halbwegs motiviert losgezogen. Wir waren natürlich nicht die einzigen, denn alle wollten bzw. mussten jetzt die Doppeletappe bis nach Thórsmörk laufen. Nach ca. 1km kam dann schon das erste Hindernis: ein etwa 30cm tiefer Fluss, durch den man durchwaten musste. Also Schuhe und Socken aus, Schuhe an den Rucksack binden und rüber. Davor hatte ich noch kalte Hände, das eiskalte Gletscherwasser an den Füßen hat aber wohl die Durchblutung im ganzen Körper so stark angekurbelt, dass ich trotz Schuhe anziehen ohne Handschuhe bei unter 10°C (+Wind) warme Hände hatte.

Kurz vor der ersten Durchquerung

Weiter gings. Wir waren jetzt voll darauf getrimmt möglichst schnell vorwärts zu kommen und machten nicht mehr so viele Fotopausen wie gestern. Meine große Kamera hab ich gestern schon die ganze Zeit im Rucksack gehabt und nur mit der kleinen RX100 fotografiert. Da bin ich jetzt heilfroh, dass ich mir die kleine Kamera von Gerd ausleihen konnte, die kann auch RAW-Bilder machen und ist bei gutem Licht fast genauso gut wie meine Große.

Nach 6km kam dann der zweite Fluss, der durchquert werden wollte. Wir liefen an die Stelle, an der gerade andere Leute durchwateten. Das war vielleicht nicht die beste Idee, denn an dieser Stelle wars schon recht tief und mir ist es teilweise schon über die Knie geschwappt. Zudem ist es gar nicht so leicht bei der Strömung mit Rucksack noch das Gleichgewicht barfuß in einem eiskalten Fluss zu halten. Egal, wir haben es ohne umfallen geschafft.

Brrrrr kalt

Die nächsten ca. 7km verliefen über ein riesiges Aschefeld/Vulkansandfeld. Beeindruckend, da kam dann auch mal die Sonne raus und strahlte die Berge vor uns an. Ein schöner Anblick.

Am Anfang des Vulkanfelds
und mittendrauf

Bei mir war an dieser Stelle die Motivation am höchsten, denn im Flachen hatte ich fast keine Schmerzen und ich wusste, dass ich so im Nordic-Walking-Gang mit Rückenwind recht schnell Kilometer zurücklegte. Nach dem Aschefeld ging es dann noch ein paar Kilometer durch Hügellandschaft und wir erreichten die erste Hütte. Halbzeit. 15km geschafft. Es war bereits 13:15Uhr, wir hatten also gut 5 Std. gebraucht. Den Bus um 18Uhr bekommen wir also nicht mehr. Um 20:50Uhr fährt der letzte. Wir machten eine halbstündige Pause und aßen (fast) alles was wir noch hatten: Brote, Äpfel, Eier. Nur noch 2 Müsliriegel blieben für die restlichen 15km.

Die erste Hütte ist in Sicht!

Nach dieser Stärkung ging es uns dann erstmal besser und wir kamen die ersten Meter echt gut voran. Aber dann kamen die Schmerzen wieder. Johanna hatte kurz vor dem Urlaub noch eine Erkältung, dessen Auswirkungen sie immernoch zu spüren bekam und so von uns wahrscheinlich am meisten auf dem Zahnfleisch kroch. Christian und vor allem Sandra machten noch einen recht fitten Eindruck. Sandras gerissener Zehennagel hat glücklicherweise auch keine Probleme bereitet. Ich war sogar so kaputt, dass ich bald aufgehört hatte Fotos zu machen, da die Anstrengung die Kompaktkamera aus der Hüfttasche des Rucksacks zu holen mir dafür schon zu groß war… Und das heißt was, bei mir dem Fotoverrückten. Glücklicherweise hat Sandra noch einige Bilder gemacht.

Ein Monster!

 

Da wir jetzt ein direktes Vulkangebiet betreten haben, stand dort auch eine Warntafel, wie man bei einem Vulkanausbruch gewarnt wird und wie man sich zu verhalten hat. Das flößt einem dann schon nochmal Respekt ein, wenn einem bewusst wird, dass das ja jederzeit eintreten kann.

Bergab

Jetzt ging es wirklich fast nur noch bergab. In Peru hatte ich überhaupt keine Blasen an den Füßen, jetzt hatte ich an beiden Fußballen eine große Blase und klebte mir nach ein paar weiteren Kilometern ein Blasenpflaster drauf. Durch die Blase belastete ich meine Ferse natürlich etwas mehr, sodass mir die dann auch bald angefangen hat weh zu tun. Und dann kamen noch meine Knieschmerzen dazu. Einfach gesagt: die letzten 10km waren einfach nur noch eine Qual für uns alle. Aber wir waren nicht die einzigen. Auch andere Überholten uns, und wir sie wieder, als sie wieder Pause machten. Keiner hatte geplant die 4-Tages-Tour in zwei Tagen zu machen.

Durch die Erschöpfung nimmt man die tolle Landschaft gar nicht mehr wirklich wahr.

Zu allem Überfluss (haha Fluss), kam dann noch kurz vor dem Ziel eine letzte Flussüberquerung. Jetzt mit den dicken Blasen an den Füßen barfuß über Spitze Steine laufen, autsch. 2,5km später kamen wir dann endlich am Campingplatz an. Wir beschlossen die Nacht dort zu verbringen und nicht mit dem letzten Bus 2,5 Std. zurück nach Hella zu unsrem Auto zu fahren und dann dort irgendwann um 23Uhr noch das Zelt aufzuschlagen. Sandra und Christian erledigten das bezahlen, Jojo und ich lagen erstmal 10 Minuten total erschöpft auf der Wiese. Zum Glück hat es heute auch nur ein paar Mal zwischendurch kurz geregnet, sonst war das Wetter gut.

Motivation!

Wir bauten das Zelt auf und machten uns im Aufenthaltsraum etwas zu essen. Ich hatte noch überlegt am Abend noch zum duschen zu gehen, aber ich glaube ich hätte es nicht mehr geschafft 5 Minuten in der Dusche zu stehen. Also direkt ins Bett. Erholung, Erleichterung.

4 Kommentare

  1. „Zu allem Überfluss (haha Fluss), kam dann noch kurz vor dem Ziel eine letzte Flussüberquerung. „

    Ich musste überraschender Weise lachen 😀

    Aber ich würde sagen ab jetzt wird etwas wenige ‚mimimi‘ gemacht, frag mal den Christian, der hat da so eine Geste drauf – hab ich gehört..

  2. Alle Achtung. Habt ihr sehr gut gemacht, trotz Schmerzen und Co.
    Es waren auch wieder schöne Fotos dabei. Freue mich auf weitere.
    Gute Erholung

  3. Aua ?. Urlaub ?️?? . Und ich dachte PERU war anstrengend…. Aber die Bilder/Landschaft sind spektakulär. Hoffentlich erholt ihr euch schnell wieder und könnt den Rest genießen statt nur eure „Wunden“ pflegen zu müssen ….

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