Mit Sonne wird es warm
Heute sollte das Wetter besser werden. Trotzdem hatte es in der Nacht nur knapp über 0 Grad. Ich tue mir schwer mit einschlafen, da ich eigentlich immer kalte Füße habe.

Die geplante Route hatte ich ja schon am Montag gespeichert, heute noch schnell so angepasst, dass ich den Track direkt ab dem Campingplatz habe.

Mit Sonne war es um halb 11 dann doch schon warm, dass ich beschloss kurz-kurz loszufahren. Außer an schattigen Stellen im Tal war das auch definitiv die richtige Entscheidung. Als Alternative zum geteerten Radweg gibt’s tatsächlich sogar noch einen MTB Trail. Traumhaft. So ging es nur teilweise auf bekannten Wegen bis vor zum See. Danach links abgebogen um den Berg westlich von Livigno zu umfahren.


Ein sinnfreier Umweg
Ich glaube das war jetzt auch der Weg, den ich damals mit Papa geradelt bin… Ich glaube sogar später die Stelle erkannt zu haben, wo wir umgedreht sind. Aber dieses Mal musste ich (bzw. der Track) einen Abstecher Bergauf zum Rifugio Alpino al Passo di Cassana machen. Einfach mal 600hm hoch, um danach denselben Weg wieder runter zu fahren. Ja, runter fahren. Das war bergauf oft schon nicht möglich. Unglaublich steil – 38,4% sagt Garmin. Ich bin gefahren wo ich konnte, aber es war eigentlich immer maximale Belastung. Da ich mit fahren schneller war, als mit schieben holte ich zwei Pärchen ein, welche ihre Räder hoch geschoben haben.




Oben unterhielt ich mich mit ihnen – Deutsche – und sie sind das nur hoch, weil sie von St. Moritz eine 4-tägige Rundtour mit Gepäcktransport machen und über den Sattel (Passo di Cassana) wollen. Ich hatte mir ja überlegt von dort aus noch auf den dazugehörigen Berg zu laufen (+300hm). Aber in Anbetracht der Tatsache, dass ich auf der anderen Talseite nochmal ca. 500hm mit übler Steigung hoch muss (insgesamt noch ca. 800hm), habe ich beschlossen, dass ich das mit dem hoch laufen lieber lasse.

Einer der beiden Männer kannte sich hier sehr gut aus (ist wohl schon seit Jahren jedes Jahr in Livigno zum Radeln) und konnte mir gut beschreiben, dass die Auffahrt da hinten „auch echt kein Spaß – is halt Skipiste“ ist. „Aber wenn du dir das antun willst… die Trails runter sind super.“. Genau die Trails und der Gipfel waren auch das Ziel.


Die nächste Steigungs-Keule
Also ging es wieder runter ins Tal, das Tal weiter vor bis es steil die Skipiste hoch ging und alle anderen Menschen umgedreht sind.



Wären meine Beine noch frisch gewesen, hätte ich es wahrscheinlich geschafft alles hoch zu fahren, aber so paniert wie ich schon war, habe ich auch hier immer wieder geschoben. Als ich den Sattel erreicht habe, holte mich ein anderer Mountainbiker ein. Ohne E-Bike. Dicker Respekt. Hatte ich erwähnt, dass hier echt viele echt sportliche Leute unterwegs sind?^^

Vom Sattel aus bis zum Gipfel des Monte delle Rezze waren es noch ein paar Höhenmetern auf schmalen Trails. Sehr schön zu fahren und fast nichts zum schieben. Jetzt war ich endlich in der MTB Traumwelt angekommen.



Warum ich mir die ganze Quälerei angetan habe
Am Gipfel Snack und Fotopause – mittlerweile war es 15 Uhr. Die Sonne scheint zwar, aber auf über 2800m ist es einfach trotzdem kalt. Dazu kommt der Wind. Achja, die Höhe kam sicher noch dazu, zu meiner Erschöpfung. Aber jetzt geht’s ja fast nur noch bergab.




Und diese Abfahrt war wirklich traumhaft. Am Monte delle Rezze gibt es einige ausgeschilderte Trails. Also suchte ich mir die Flowtrails raus und rollte gemütlich auf traumhaften Trails ins Tal. Ein paar wenige andere Biker waren unterwegs, aber nicht, dass ich mich gestresst fühle oder man sich aus dem Weg gehen muss. Perfekt.

Game Over
Die 8km bis zum Auto das ganze Tal wieder hinter fühlten sich ewig an.

Hier realisierte ich, wie kaputt ich wirklich bin. Ein rollte ganz normal vor mich hin und hatte einen 150er Puls. Am Auto angekommen, setzte ich mich für 10 Minuten hin. Anfangs selbst im Sitzen ein 155er Puls. Nach 10 Minuten war ich zumindest mal auf 110 runter (normal wären eher so 60-70). Duschen und danach eine gute Stunde hingelegt. 90er Puls im liegen. Ich bin also offiziell Game Over. Auf Essen eigentlich gar kein Bock, aber die Erschöpfung rührt sicher auch daher, dass ich in den letzten Tagen immer viel verbrannt habe, aber wahrscheinlich nicht dementsprechend viel gegessen hatte.


Dazu kommt jetzt die Kälte – ich gönnte mir 5 Minuten warm duschen, trotzdem war mir immernoch etwas „kalt“. Dann wieder super warm, die Hände aber eiskalt. Die Füße sind immer kalt. Um ca. 21:30 war ich im Bett. Es folgte die schlimmste Nacht seit langem. Noch 4x habe ich aus dem (endlich) warmen Schlafsack aufstehen müssen und zum Klo rennen müssen. 4x wieder alles kalt, wieder in den kalten Schlafsack. Immer Eisfüße. Dazu der Gedanke, dass ich mir nicht erklären konnte, wo der Körper so viel Flüssigkeit herbekommen hat. Mittlerweile muss ich also extrem dehydriert sein. Ich versuchte jedes Mal ein bisschen etwas zu trinken. Um halb 2 habe ich dann das letzte Mal auf die Uhr geguckt. Glücklicherweise kann ich mittlerweile wieder auf der linken Hüfte liegen, das hat zumindest mental gutgetan.
Ob ich was gegessen habe, was ich einfach absolut nicht vertragen habe, oder ob der Verdauungstrakt so wegen einer Überbelastung reagiert hat, weiß ich nicht. Auf jeden Fall beschloss ich am nächsten Tag heimzufahren und mir dieses frieren mit totaler Erschöpfung nicht nochmal anzutun. Mehr zu Heimfahrt dann im nächsten Blog – das war auch nochmal abenteuerlicher als erwartet 😉