Routenfindung

Als ich vorgestern die Zillertaler Höhenstraße gefahren bin, ist mir eine grüne, aber baumlose Bergkette aufgefallen. „Könnte schön sein“, dachte ich und plante gestern beim Essen eine Bike & Hike (bzw. Trailrun) Runde dort hoch.

einer dieser Bergketten links…

Heute morgen hieß es dann Sachen packen, ein letztes Mal ins „Waschland“ des Campingplatz und weiter nach Stumm ins Zillertal. Am Friedhof geparkt, Räder abgeladen und dann festgestellt, dass ich mein Fahrradschloss mitnehmen muss und dann also keins mehr für das Rennrad am Radträger habe. Also musste das Rennrad in den Bus. Da ich möglichst wenig dreckig machen wollte, habe ich mal das Vorderrad ausgebaut und möglichst viel untergelegt. Kurz darauf ging es los – mittlerweile war es auch schon 11 Uhr.

Hoch hoch hoch

Wie es das Zillertal so an sich hat, geht es an den Rändern direkt kräftig bergauf. So musste ca. 200m warm fahren reichen und schon ging es rein in den 13km Anstieg mit 1340 hm.

direkt hoch…

Was ich auch bei der Planung vergessen habe, ist, dass hier auch an den Hängen noch viele Häuser stehen, also ging es die ersten 7km nur auf Teerstraße nach oben. Glücklicherweise mit nur ganz wenig Verkehr. Hier begegneten mir auch noch ein paar E-Biker – vermutlich sind die nur bis zu einem der Gasthöfe gefahren. Endstation der Straße ist dann der Gasthof Almluft, dort beginnen die letzten 6km Schotter. Anfangs noch eine recht feste Forststraße, ab der Hälfte dann immer gröber, sodass es noch anstrengender wurde.

das wird langsam anstrengend…
oben angekommen – von diesem grünen Streifen ganz da unten komme ich 😀

Wie ich Trailrunning vermisse…

Nach ca. 2 Std erreichte ich das Ende der Forststraße und suchte mir einen der wenigen Bäume, wo ich mein Rad ansperren konnte. Trailrunning Schuhe und Weste an und weiter ging es.

beim Umpacken erstmal den Rucksack ausleeren 😀
so gings direkt vom Rad aus weiter – Traumhaft

Schon knapp 200hm später erreichte ich den ersten Gipfel, den Hamberg. Von dort aus ging es weiter zum Standkopf. Die Wege sind ein absoluter Trailrunning-Traum. Meistens nicht technisch, aber in absolut traumhafter Landschaft.

Hamberg und…
…Blick ins Tal
Blick in die andere Richtung
Der Weg zum Standkopf
Standkopf in Sicht

Von hier aus hatte ich geplant zum tiefer gelegenen Wiedersberger Horn in nördliche Richtung zu laufen und von dort wieder zurück zum Standkopf. Der Weg dorthin sah zwar cool aus, aber die Berge in südöstliche Richtung sahen deutlich einladender aus. Und verlängern kann ich in die Richtung auch.

links wäre die alternative gewesen, aber rechts sieht cooler aus 😀

Dazu kam das unsichere Wetter. Nachmittags ist auf jeden Fall Regen angesagt, ein paar Tropfen sind schon öfter gefallen, aber es blieb immer bei Tropfen.

wie sehr ich genau diese Momente in den Bergen vermisst habe #scheißknie
Standkopf

Es ging somit weiter über den Tapenkopf zum Gamskopf. Hier waren auch ein paar technischere Abschnitte dabei.

da braucht man doch mal die Hände
ganz hinten links der Galtenberg – wäre bei gutem Wetter ein tolles Ziel gewesen

Die Wolken wurden mehr. Der nächste Berg, Dristenkopf, ist technisch auf jeden Fall schwieriger (bis 2er Kletterstellen), normal kein Problem, aber auf dem Rückweg muss ich da auch auf jeden Fall drüber, nachdem es keinen Weg „unten rum“ gibt.

Tapenkopf
kleines Päuschen beim Windschutz am Gipfel
und an jedem Gipfel gabs nen Stempel ;D

Daher war ich mal vernünftig und habe beschlossen umzudrehen und bin zum Tapenkopf zurück um von dort aus wie geplant abzusteigen.

leider immer mehr Wolken

Der Weg war ein weiteres absolutes Highlight. Er war nämlich nicht sichtbar. Aber glücklicherweise gut markiert. Scheinbar wird er so gut wie nie begangen, denn ich musste mich von Markierung zu Markierung orientieren.

Weg Suchbild (und hier sieht man den Weg echt noch gut ;))

Insgesamt ist mir bei der gesamten Tour nicht ein einziger Mensch begegnet. Ich habe nichtmals jemanden in der Ferne gesehen. Totale Einsamkeit. So wunderschön. Nur im Gipfelbuch habe ich gesehen, dass wohl schon zwei Leute heute dort waren.

Die einzigen Lebewesen außer mir hier oben

Runterweg mit unerwarteten Folgen

Nach guten zweieinhalb Stunden war ich zurück am Fahrrad. Jetzt kamen auch schon Wolken auf der Südseite hoch, wo ich mich befand. Es wurde nass. Trockenes Shirt und Regenjacke an, Schuhe wechseln und runter geht’s. Der Schotterweg war echt anstrengend für die Hände… dieses Geschüttel bin ich nicht gewohnt^^

Lenker goes brrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr

Ab dem Gasthof Almluft dann wieder Asphalt. Und gleich bei der ersten Kehre ist das passiert, worauf ich fast schon das ganze Jahr „warte“. Mir rutscht das Vorderrad weg und ich lieg da. Noch während ich rutschte, dachte ich „Nein nein, nicht meine Lieblings-Laufhose und die gute Regenjacke… Ich stand wieder auf und hörte schon vom Gasthof „Are you OK?“. So schnell wusste ich doch gar nicht, ob ich OK bin. Aber ich konnte laufen und außer die Hüfte links tut auch nichts weh. Also gab ich ein OK. Währenddessen eskalierte mein Garmin Radcomputer. Piiiep piiiiep piiiep Accident detected. Are you ok? Contacting emergency contacts in 15, 14, 13… Jetzt stresst der auch noch. Unten ein Button „Hold 3 seconds to cancel“. Auf dem Touchscreen. Im Regen. Wo ich eigentlich die Touchscreen-Sperre aktiv hatte. Aber ich habe es geschafft, bevor meine Notfallkontakte eine SMS bekommen.

Sorry, ich habe leider kein Foto vom schreienden Garmin ;D

Ich guckte meine Hose an. Nur ein Mini-Loch. Vermutlich bin ich aufs Handy gefallen. Ich kontrollierte die Jacke. Auch nur ein Mini-Loch. Ich guckte meine Beine an. Keine Schürfwunden sichtbar. Da bin ich ja glimpflich davon gekommen. Jetzt noch das Fahrrad von der Straße holen und angucken. Man sieht nichts. Keine 8er in den Rädern, keine Schrammen im Carbon. Also Krone richten und weiter geht’s.

die spätere Diagnose zeigte doch noch ein größeres Loch

Als ich an ein bis zwei Stellen bergab dann doch mal Treten musste, hab ich mir schon gedacht, dass die Hüfte wahrscheinlich schon aufgeschürft ist, nachdem ich das Gefühl hatte, dass die Hose etwas daran klebt. Am Auto angekommen guckte ich nach. Jop, eine ca. 7x4cm Schürfwunde. Toll, jetzt wollte ich die Hose auch nicht mehr drüber ziehen, stand also mit halb nacktem Hintern neben dem Bus und kramte mein Verbandszeug raus. Nebendran luden gerade ein paar Leute ein Auto aus. Scheinbar war ich doch so auffällig, dass sie mich ansprachen. Nach dem sie dort wohnten, fragte ich, ob sie was zum desinfizieren haben. So muss ich mein kleines Notfall-Trailrun-Desinfektionsfläschen nicht anbrechen. Sie kam mit mehreren in Desinfektionsmittel getränkten Tüchern wieder. Ich klebte eines meiner (seit 2016 abgelaufenen) Wundauflagen drüber und konnte dann endlich das Auto weiter packen.

Als das erledigt war, spazierte ich noch zur Apotheke und kaufte mir weitere Wundauflagen und Desinfektionsmittel. Danach fuhr ich wieder etwas zurück nach Niederau. Ich habe beschlossen ich probiere mir morgen meine zweite Strava-Krone zu holen.

Nach erfolgloser Suche nach einem geeigneteren Parkplatz für die Nacht, als den am Landeplatz von gestern, bin ich doch wieder hier gelandet (hehe doppeldeutig). Kurz noch zum Essen gegangen und jetzt sitz ich hier und schreib den Blog. Ich habe mich heute für Essen gehen statt Campingplatz entschieden. Lieber für 18€ Essen gehen, als 40+€ für einen Campingplatz zu bezahlen 😉

sehr urige Wirtschaft ;D

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