Hallo zusammen, ja ich bin noch da und meine Website-Motivation ist nicht verschwunden 😉 In den letzten zwei Monaten ist nur nichts wirklich spannendes passiert, über das es sich lohnen würde zu schreiben. Dafür gibt’s jetzt wieder was.

24h Rennen am Nürburgring

Wer mich kennt, weiß, dass ich seit 2012 (fast) jedes Jahr zum 24h Rennen an den Nürburgring fahre. Dieses mal war das sechste mal für Alex und mich. Weil ich hier noch gar nichts geschrieben hab, wie es das erste mal überhaupt dazu gekommen ist, möchte ich das jetzt mal nachholen, damit ihr vollständig aufgeklärt seid.

2012 war ich noch in der Ausbildung und wir bekamen einen Auftrag in Frankfurt. Mit wir meine ich meinen damaligen Bürokollegen Alex und mich. Der Termin in Frankfurt war Mittwoch. Alex meinte dann am Dienstag, als wir uns überlegt haben eventuell einen Tag länger in Frankfurt zu bleiben und bei seiner Oma zu übernachten: „Hey von Frankfurt ist doch der Nürburgring gar nicht so weit weg. Nico, guck doch mal ob da am Wochenende irgendwas ist.“ Ich fand das damals gar nicht so spannend, ich kannte zwar aus meiner Rennsimulation am PC den Nürburgring und die Nordschleife und wusste, dass das eine legendäre Rennstrecke ist, aber wirklich hingezogen hat es mich da nicht. Aber ich guckte nach und meinte „Jo, da is das 24h Rennen.“ Auch davon hatte ich schon gehört und da war das Interesse dann ganz schnell da. Alex und ich guckten uns an und wussten, was wir am Wochenende machen würden. Schnell noch den Freitag Urlaub beantragt (Donnerstag war Feiertag) und zum Glück auch genehmigt bekommen. 

Das war unsere komplette Ausstattung 2012…

Daheim also schnell Campingsachen gepackt und am nächsten Tag (Mittwoch) gings los. Wir hatten ja keine Ahnung was uns erwartet. Nach der Übernachtung in Frankfurt sind wir dann Donnerstag zum Nürburgring gefahren. Auf Plänen haben wir uns den Campingplatz am Streckenabschnitt „Schwalbenschwanz“ ausgesucht. Als wir ankamen war der schon sehr voll und wir haben nur noch einen Platz am Hang bekommen. Trotzdem war das Wochenende der absolute Hammer und wir waren beide vom Mythos Nordschleife und 24h Rennen gepackt.

Heutzutage haben wir schon mehr dabei 😉

Allgemeines zum 24h Rennen – Was ist so faszinierend?

Strecke und Autos

Vorher kannte ich nur Formel 1 aus dem Fernsehen und war einmal bei der DTM am Norisring in Nürnberg. Das hab ich immer als relativ langweilig empfunden. Wow, da fahren um die 20 Autos mehrere Runden, alle gefühlt 15 Runden gibts mal ein Überholmanöver. Langweilig. Beim 24h Rennen ist alles ganz anders. Die „Runde“ ist hier der Nürburgring (den auch z.B. die Formel 1 fahren) in Kombination mit der Nordschleife. Zusammen sind das 25km. Ja, 25 Kilometer. Die ca. 20km lange Nordschleife ist recht schmal, hat viele Bodenwellen, starke Steigungen und fast keine Auslaufzone. Und hier fahren jetzt zwischen 150 und 200 Autos gleichzeitig. Und es sind nicht alle Autos gleich schnell. Es gibt 25 Fahrzeugklassen in denen alles vertreten ist vom Mini Cooper über den BMW 235i, Porsche Cayman GT4 bis zu den schnellsten GT3 Boliden á la BMW M6 GT3, Porsche 911 GT3 usw…

Schwalbenschwanz, wo wir übernachten ist bei km 18/19 Quelle: http://www.nuerburgring.de/fileadmin/Streckenskizzen/2016/Nordschleife_Gefahrenpunkte_2016.pdf

Das heißt hier wird ständig überholt, was es beim zugucken an der Strecke niemals langweilig macht. Selbst jetzt beim sechsten Mal denk ich mir immernoch bei vielen Überholmanövern „wie geht das?“. Das war Punkt 1: Zugucken wird nie langweilig.

es geht immer eng her

Das Drumrum

Das Event geht von Donnerstag bis Sonntag. Das eigentliche 24h-Rennen geht von Samstag 15:30Uhr bis Sonntag. Davor ist natürlich Training, Qualifying, Warm-Up. Aber auch das füllt natürlich nicht immer den ganzen Tag. Deswegen gehören noch andere Rennserien wie z.B. der Audi TT Cup oder die WTCC zum Rahmenprogramm des 24h Rennen. Es ist also immer was geboten, auf der Strecke, wie auch im Fahrerlager. Und da wären wir schon beim nächsten Punkt: Das Fahrerlager ist komplett offen für die Fans. Das heißt man kann die Fahrer und Autos anfassen, Mechanikern beim reparieren, einstellen, kleben zugucken und Fragen stellen. Mehr Fan-Nähe geht einfach nicht. Wenn man nicht aufpasst stolpert man schon mal über einen komplett demontierten Motor eines 24h Classics Autos der Mitten auf dem Weg liegt:

Aufpassen wo man hinläuft.

Da wären wir auch schon bei den 24h Classic Autos. Das sind einfach gesagt Oldtimer, die zu alt/langsam/wertvoll sind um das echte 24h Rennen mitzufahren. Diese Rennserie fährt genauso Training, Qualifying aber dann nur ein 3 Stunden Rennen. Man merkt, dass die Fahrer auch sehr auf die Autos acht geben, denn es gibt eigentlich keine Unfälle. Hier geht es nur ums mitfahren und um Stimmung/Strecke/Spaß zu genießen.

Die Fans

Ja das ist ein ganzes Thema für sich. Was rund um die Nordschleife abgeht ist unbeschreiblich und der absolute Wahnsinn. Die meisten größeren Gruppen reisen Sonntag (!) schon an, damit sie Montag früh, wenn die Campingflächen (die das restliche Jahr einfach Wiesen sind) öffnen, die ersten sind und anfangen können aufzubauen. Und was dann aufgebaut wird, das lässt sich nur mit Bildern erklären:

Man beachte die Lautsprecher links. Und sowas steht dort alle 50 Meter.
Einen Dinosaurier mitbringen? Klar, warum nicht?
Kirmes direkt an der Strecke. Natürlich alles von Fans mitgebracht und aufgebaut.

Auto Motor und Sport hat einen sehr treffenden Artikel mit viel mehr Fotos geschrieben, der das ganze sehr gut bescheibt: HIER gehts zum Artikel.

 

Das Rennen 2017

Unsere Truppe dieses Jahr. Von Links Alex, Markus, Daniel und ich.

Glücklicherweise kennen wir über den Alex eine Gruppe, die so verrückt ist und schon Sonntagabend an den Ring fährt und uns also bis zu unserer Anreise am Mittwoch einen Platz freihalten kann. Wir sind mittlerweile auch einigermaßen Nordschleifenerfahren und hatten dieses Jahr das erste mal einen eigenen Strom-Generator dabei (mit ganzen 600W, unsere Nachbarn hatten alle 6000w oder mehr). Eigentlich war geplant, damit meinen alten 24 Zoll PC Monitor und einen Laptop zu betreiben um das Rennen über den Livestream zu verfolgen, daraus ist nix geworden, da uns die Steckdosenleiste beim ersten anlassen des Generators abgeraucht ist und scheinbar das Netzteil von meinem Monitor mit zerstört hat… Naja, wäre eh nicht wirklich was geworden, da selbst die mobilen Lautsprecher die wir dabei hatten, die Grundlautstärke auch abends nicht übertönen konnten. Aber dank Strom hatten wir jetzt wenigstens anständiges Licht.

Mittwoch

Am Mittwochabend ging es dann nach Adenau zum einkaufen und auf den „Adenauer Racing Day“. Dort besteht das erste mal die Möglichkeit die Autos und Fahrer zu sehen. Außerdem sieht man jedes Jahr wieder den Klobürsten-Moderator, der einige der Fahrer interviewt und die Stimmung noch weiter nach oben treibt.

Er stellt fachliche Fragen, nur sein Mikro ist vielleicht nicht so seriös.
Hier sieht man zum ersten Mal die Autos
Fahrer hautnah
Der Ausflug in den Baumarkt darf natürlich nicht fehlen. Das sind übrigens wir: v.l. Markus, Alex und Daniel

Donnerstag

Schon im Zelt wird man trotz Oropax von den übertrieben großen Musikanlagen der Fans geweckt und zwar mit Liedern wie „Ferien in Algerien“, „Radler ist kein Alkohol“ oder „Dicke Titten Kartoffelsalat“. Danach gibts Frühstück mit Bacon und Nutellabroten. Ab Donnerstags fahren dann auch die Shuttlebusse von den Campingplätzen zur Nürburgring GP Strecke. Das haben wir dann natürlich genutzt und uns mal im Fahrerlager umgeguckt.

Im Fahrerlager bekommt man interessante Einblicke ins Auto und das Teamleben

Um der Mittagshitze etwas zu entkommen gings dann erstmal mit was zu Essen auf die Tribüne in den Schatten und wir konnten die 24h Classic Autos bewundern, die gerade ihr Qualifying gefahren sind. Während dem Quali sind wir dann auch zurück zum Campingplatz und haben dort weiter zugeguckt.

24h Classics in der Steilkurve am Schwalbenschwanz
Das Rennschwein
Und auf dem Campingplatz führt plötzlich jemand sein Schwein spazieren ;D

Nach dem grillen am Abend hatten wir beschlossen einmal während dem ersten Qualifying der 24h Autos von unserem Campingplatz bis zum Caracciola-Karussell (der großen Steilkurve mit Betonplatten) zu laufen. Das sind ungefähr 5 km. Auf dem Weg dorthin mussten wir natürlich immer wieder stehen bleiben und zugucken (und ich Fotos machen ;)).

Pflanzgarten – Hier heben die Autos ab, wie der rote BMW M6 GT3
Streckenabschnitt Wippermann

Nach 3.5 Stunden sind wir dann auch beim Karussell angekommen. Alex und ich waren da 2014 schon mal tagsüber und wollten daher gar nicht direkt an die Strecke sondern auf eine kleine Hütte im Wald, von der aus man eine super Aussicht hat. 2014 ist jetzt aber schon eine Weile her und wir wussten nicht mehr ganz genau wo das war und in totaler Finsternis ist es nicht so leicht im dichten Wald eine ca. 3×3 Meter große Hütte zu finden. Nach ca. 10 Min herumirren haben wir sie dann schließlich doch gefunden und es hat sich gelohnt:

Das Karussel und im Hintergrund die Nürburg

Freitag

Um 11:55Uhr war Audi TT Cup auf der Grand Prix Strecke, da wollten wir hin. Also rechtzeitig aufgestanden und mit dem Bus zu Start/Ziel gefahren. Das Rennen ging 30Min. Im Endeffekt sind sie gerade mal zwei schnelle Runden gefahren (nur GP-Strecke, also ca. 1:53Min pro Runde), der Rest war das Safety-Car draußen, weils gekracht hat.

Start des Audi TT Cups
ich glaub der hat n Rad ab…

Als wir danach durchs Fahrerlager gestreift sind, hatten wir unglaubliches Glück und konnten ein Stück Carbon-Frontstoßstange vom Haribo AMG GT3 abgreifen.

Ein Stück 24h Rennen

Freitagabend war dann noch Pit-Walk, hier darf man sogar vorne in die Boxengasse und auf die Strecke. Witzigerweise machen hier auch manche Teams Fotos, sodass ich auch mal so ein Bild machen konnte:

Das Gigaspeed Team GetSpeed Performance mit ihrem Porsche 911 GT3 Cup

Nach dem Pit-Walk sind Alex und ich (traditionsgemäß) über die Rennstrecke zurück zu unserem Campingplatz gelaufen (ca. 3,5km).

Samstag/Sonntag

Am Samstag sind wir wieder zur GP-Strecke um dort den Start des 24h Rennens anzugucken, das ist immer beeindruckend wie dieser Haufen an Autos auf die erste Schikane zurauscht und es fast keine Berührungen gibt. 

Die erste Kurve im 24h Rennen. Es geht sehr eng zu, aber hier gibts selten Unfälle. Schließlich stehen noch 23h59min bevor.
Ein BMW M6 GT3 überholt einen Porsche Cayman GT4

Nach einer Weile zugucken ging es zurück an den Campingplatz und wir haben dort weiter zugeguckt bis die Sonne untering.

Da wusste das Team noch nicht, dass sie in 22 Stunden und 41 Minuten das 24h Rennen gewinnen werden.

Sonntagmorgen ist dann erstmal zusammenpacken angesagt, da der Platz bis abends geräumt sein muss. Wir haben also zusammengepackt und sind dann mit dem Auto nach Adenau gefahren um uns die letzten Stunden des Rennens am Streckenabschnitt Wehrseifen anzugucken. Dort waren wir nämlich noch nie. Und dann, endlich, 20 Minuten vor Rennende kam endlich der Regen und hat alles nochmal durcheinander gebracht. Der Wahnsinn, was da nach 23 Stunden un 40Minuten noch für Chaos ausbricht. Teile der Strecke stehen halb unter Wasser, andere sind trocken. Wo wir standen hat es auch geregnet und es war atemberaubend anzusehen, wie die Autos mit Slicks angeschliddert kamen und wie die Fahrer das immernoch (weitestgehend) unter Kontrolle haben.

Manchmal vielleicht auch nicht ganz unter Kontrolle…

Nach dem Zieleinlauf gings heim. Noch 11,5 Monate bis zum nächsten Mal.

 

Trotzdem hatten wir noch nicht genug und sind am Wochenende darauf ein virtuelles 24h Rennen am PC mitgefahren. Dazu gibts aber HIER einen extra Blogeintrag.

 

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